In bin genau 30 Jahre nach der Veröffentlichung von Wilhelm Reichs „Die Sexualität im Kulturkampf“ geboren.
Als ich geboren wurde (1966), gab es eine Neuauflage des Buchs, auf das der Begriff „Sexuelle Revolution“ zurückgeht.
Während Uschi die Kommune 1 erkundete, erkundete ich doktorspielend, was bei Birgit anders war als bei mir.
Die 68er hatten die Revolution erneut ausgerufen – heute flimmern Handy-Sex-Spiele-Werbungen aus dem guten deutschen Fernsehen. Sex ist allgegenwärtig und ich bin 43 Jahre alt.
Also im besten Alter. Das war ich aber auch schon mit 13, 23, 33. Und ich bin das hoffentlich auch mit 53, 63, 73.
Im besten Alter.
Ab 83 wird es wahrscheinlich schwierig – mal abgesehen von der Frage, ob ich dann noch lebe.
Schon heute erreicht uns der „demographische Wandel“ – die Gesellschaft wird immer älter.
Sehr, sehr, sehr zögerlich stellt sich die Gesellschaft darauf ein. Sie baut Pflegeheime und Rampen.
Und veranstaltet „Seniorennachmittage“ und „Seniorenfasnachten“ und „Seniorentreffen“.
Über alles und jedes wird so ein bisschen oder auch ein bisschen mehr nachgedacht.
Ein Thema spielt dabei keine Rolle: SEX.
Wenn der Opa mit der Oma…. oder die mit dem Altenpfleger…. oder der Opa mit einer Sexualassistentin…
Gibt es das „beste Alter“ für Nähe, Zärtlichkeit, Vertrauen?
Und was ist mit „hemmungslosem Sex“, der uns überall versprochen wird?
Ok, das ist Werbung. Das andere ist das Leben.
Aber wie sieht es in diesem Leben aus?
Die „sexuelle Revolution“ nahm an, dass die kleinkarierte Formatierung der „bürgerlichen Familie“ unsere „Persönlichkeiten deformiert“.
Was passiert, wenn es zu einer Deformation der Persönlichkeit in anderer Weise kommt, beweisen Demente: Oft steigert sich deren sexuelles Bedürfnis. Keine Scham, keine Kleinbürgerlichkeit, keine Grenze steht der Sehnsucht und der Begierde mehr im Weg.
Spannend ist, wie die Gesellschaft damit umgeht. Und die Journalisten – die Öffentlichkeit herstellen.
Sex war schon immer käuflich, überall zu haben und schon immer ein Tabu.
Heute habe ich auf meinen blogs eine Serie dazu gestartet – die Recherche dazu läuft parallel.
Wie gehen die Betroffenen, die erwachsenen Kinder damit um? 40, 50, 60 Jahre alt?
Wie die Heimbetreiber?
Und deren Personal? 18, 20, 30, 40, 50 Jahre alt?
Wenn der Opa mit der Oma… ist ein superspannendes Thema.
Kollegen im Lokalen: Kein Problem. Ihr dürft den Thementipp gerne ohne Honorar übernehmen.
Und Chef*: Ganz sicher geht es um die Gnadenlosigkeit des Alters, das einem die Tränen in die Augen treiben kann, siehe:
Die Gnadenlosigkeit des Lebens mit über 80 Jahren
Aber ganz sicher geht es auch um die Freude, die Lust und den Genuss. Alte Menschen haben darauf dasselbe Recht wie junge Menschen:
Sex bei Opa und Oma? Lassen Sie uns darüber reden!
Ich bin gespannt, wie die Leserinnen und Leser das Thema annehmen. Ob und wie sie es kommentieren.
Meine Vermutung ist: Das Tabu ist zu groß.
Egal. Das Thema ist wichtig.
Denn unabhängig von jeder Wirtschaftskrise, von links oder rechts, von oben oder unten, sollten alle Menschen das Recht haben, Nähe und Lust zu haben, zu geben und zu empfangen.
Ganz nach Belieben.
„Ganz nach Belieben“ gilt eindeutig nicht für Kinderschänder.
Die Katholische Kirche hat damit zur Zeit ein massives Problem.
Der Missbrauch von Schutzbefohlenen hatte zwar kein System, aber er fand an vielen Orten statt.
Angeblich nur in der Vergangenheit.
Wer das glaubt, ist mindestens selber schuld oder extrem-katholisch.
Zum Ernst der Sache ohne Polemik: Sexueller Missbrauch findet überall statt. In allen Glaubensgemeinschaften, in den Familien, am Arbeitsplatz.
Überall ist das kein Thema, sondern ein Tabu – etwas das nicht erlaubt ist.
Das Perverse, also das „Befremdliche“ dabei – der Verstoß findet statt, aber das Reden darüber, die Beschäftigung damit ist „tabu“ – nicht erlaubt.
Nicht die Täter werden so „schmutzig“, sondern die Opfer.
Über die Täter wird gesagt: Sie haben doch auch Gutes getan.
In wie vielen Gottesdiensten wird über den Missbrauch offen und ohne „Beklemmungen“ geredet werden? Gehen Sie in die Kirche und finden Sie es heraus.
Die Kirchen wiederum sind stark engagiert, was die Pflege und Betreuung der „Alten“ angeht.
Ist ein offener, verantwortlicher Umgang mit Sexualität dort gewährleistet?
Gibt es dort Nähe, Zutrauen, Vertrauen, Zärtlichkeit, Liebe?
Oder herrscht das Tabu?
Wenn der Opa mit der Oma… ist ein Thema, dass nicht stattfindet.
Und es ist zu befürchten, dass es dafür Gründe gibt.
Mit dem zunehmenden Alter unser Gesellschaft wird die Sexualität wieder zum Kulturkampf.
Alle, die heute zwischen 20 und 40 Jahre alt sind, sind in 40 Jahren zwischen 60 und 80 Jahre alt.
Es bleibt also genug Zeit, um über das eigene Bedürfnis nach Sexualität nachzudenken.
Hm, ist das wirklich genug Zeit?
Immerhin ist jemand, der 1936 geboren wurde, also zum Veröffentlichungsjahr der „Sexualität im Kulturkampf“, heute 74 Jahre alt.
Lesetipp: Sex bei Opa und Oma? Lassen Sie uns darüber reden!
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