Mannheim/Berlin, 06. Januar 2013. (red) Aktuell tobt nach der Veröffentlichung des Simon-Wiesenthal-Center (SWC) ein publizistischer Streit, ob der als Sohn des Spiegel-Gründers Rudolf Augstein aufgewachsene Jakob Augstein, dessen leiblicher Vater aber Marin Walser ist, möglicherweise einer der weltweit einflussreichsten Antisemiten ist oder ein journalistischer Kritiker, der sich nicht davor scheut, die israelische Politik hart und kritisch anzugehen. Vor der aktuellen Debatte gab es schon eine, die vornehmlich vom jüdischen Kolumnisten Henryk M. Broder mit harten Attacken gegen Augstein geführt wurde. Der Gipfel ist nun, dass Broder Augstein mit einem Pädophilen vergleicht und der Berliner Tagesspiegel diesen unsäglichen Vergleich veröffentlicht. Und an diesem Punkt ist es an der Zeit, nach direkten Konsequenzen zu fragen.
Von Hardy Prothmann
Es reicht. Polemisch zu sein, hat seine Berechtigung, aber irgendjemand, privat oder bekannt, derart zu verunglimpfen, sprengt jede Dimension des Restanstands:
Augstein sieht sich als kritischer Journalist, so wie sich ein Pädophiler als Kinderfreund ansieht. Auf die Selbstwahrnehmung kommt es dabei nicht an.
Dieser Pädophilenvergleich hat nichts mehr mit Kritik zu tun, das ist übelste Schmähung im Quadrat. Das ist durch keine Meinungsfreiheit mehr zu rechtfertigen. Das ist eine Vernichtungsansage. Der Vorwurf des Antisemitismus gegen den Journalisten Jakob Augstein ist sehr hart – ob gerechtfertigt oder nicht. Was Broder mit Augstein versucht, hat sich Broder direkt bei den Nazis abgeschaut. Größtmöglichen Schaden durch größtmögliche Vorwürfe.
Der Vergleich mit einem Kinderficker verlässt jede noch zulässige Basis für eine vernünftige Auseinandersetzung. Wer sich so äußert, jenseits von Fakten, der will nur noch vernichten. Und Henryk M. Broder ist fest entschlossen, Jakob Augstein zu vernichten. Diese Zitate haben eine Art Endkampf-Charakter – Broder ist der Aggressor und Augstein das Opfer, der in den verrückten Augen von Broder ein Täter ist, ein Kinderficker, der aber gleichzeitig seine Opfer „liebt“.
Herr Broder hat mich öffentlich zu seinem Analytiker benannt. Und die Aufgabe fällt schwer. Weil Broder multipel veranlagt ist. Er vernichtet gerne Personen, um sich danach ihnen zuzuwenden. Das kann man nun für pervers halten, vermutlich ist es aber nur gestört und im Fall von Broder auffällig, weil er nicht wegen einer Plastiktüte im Diskounter für Aufregung sorgt, sondern auf vermeintlich seriösen Zeitungen.
Und der Tagesspiegel macht sich zum aktuellen „Botschafter“. Jeder Teil dieser medialen Inszenierung ist brutal ekelhaft.
Tatsächlich wird die Brodersche Vernichtungsstrategie vermutlich nicht restlos gelingen. Das müssen solche Strategien auch nicht. Hauptsache, ein wenig Dreck bleibt hängen.
Aber es wird ein „Opfer“ geben müssen. Und zwar eines, das Täter ist. Es kann nicht möglich sein, dass eine deutsche Qualitätszeitung einfach so, um ein wenig im Aufregungsbetrieb mitzuspielen, jeden Scheiß veröffentlicht. Wenn doch, ist diese deutsche Tageszeitung keine Qualitätszeitung mehr, sondern ein Scheißdrecksblatt, das jeden Mist veröffentlicht.
Es stellt sich nicht die Frage, ob jemand gehen muss, sondern wer: Die Autoren Sonja Pohlmann und Christian Böhme oder einer oder beide Chefredakteure Stephan-Andreas Casdorff und Lorenz Maroldt oder der Online-Chef Markus Hesselmann.
Es kann natürlich auch sein, dass man das aussitzen will und so tut, als hätte es niemand mitbekommen.
Ich werde meinen Teil dazu beitragen, dass dem nicht so ist. Weil ich mich gegen diese Art von miesem, verantwortungslosen, sensationsgeilen Scheißdreckjournalismus wehren muss, damit mir im Alltag nicht alle Leute vorwerfen, dass Journalismus überwiegend aus Scheißdreck besteht.
Ich bin, dass muss ich als harter Knochen betonen, vollkommen geschockt, dass die vormals von mir geschätzte Tageszeitung Tagesspiegel offensichtlich jeden vernünftigen Qualitätsstandard über Bord geworfen hat.
Folge mir!